Das Leben lebt – nur der Tod stirbt!
Hazrat Inayat Khan

Endlich ist das Frühjahr da! Mit ihm kommen Erneuerung, Hoffnung, Freude und Licht zurück.

Es gab einen plötzlichen, traurigen Todesfall – unser langjähriger Gefährte und Lehrer Munir Voß, der im Oktober zum dreizehnten Mal nach Cala Jami gekommen wäre, ist am 15. März nach kurzer schwerer Krankheit hinübergegangen. Noch im Oktober 2017 war er hier bei uns. Nach dem alljährlichen Herbstretreat leitete er auf berührende Weise eine Universelle Feier im kleinen Kreis.

Munirs letztes Mal auf Cala Jami

 

Wir werden dich nicht vergessen, Munir! Und aller Vergänglichkeit zum Trotz ergießt sich das Füllhorn des Lebens erneut in die Natur, erblüht in zahllosen Blumen, krabbelt, flattert und zwitschert in Wiesen, Bäumen und Lüften, plätschert und rauscht in Frühlingsbächen, und alles zeigt sich wieder von seiner unschuldigen, neuen und schönsten Seite.

Auch wenn dann eines Tages mein letztes Stündchen schlägt oder deines und wir uns aus diesem Körper verabschieden, wird das Leben ungebremst weitergehen, volle Kraft voraus… Das finde ich tröstlich. Es gibt nur ein Wesen, ein Leben, ein einziges göttliches Sein, dessen Essenz ewig ist, dessen Körper das ganze Universum umfasst, dessen Licht sich in jeder Form verbirgt und dessen Liebe der unerschöpfliche Urgrund eines jeden Herzen ist…

Munir 2011 Ausschnitt Farbabgleich
Munirs letzte Botschaft für uns lautet: Solange du noch gesund bist und die Kraft und Fähigkeit dazu hast zu meditieren, meditiere! In der Todesstunde wirst du nicht mehr meditieren können, aber du wirst alle spirituelle Kraft, alles Licht in dir brauchen können …

Auf Cala Jami üben wir uns immer wieder von Neuem darin, in der Meditation die göttliche Essenz zu erinnern. Die Einheit, die der Vielfalt zugrunde liegt, verbindet uns alle in der Tiefe miteinander und kann uns in einem einzigen Atemzug über sämtliche Unterschiede und Abgrenzungen emporheben, die uns zu trennen scheinen. Selbst unsere Lieben, die ihre Körper bereits verlassen haben, können wir dann ganz nahe fühlen. Für das offene Herz sind weder räumliche und zeitliche Distanzen ein Hindernis noch die Schleier-Schranke, welche diese Welt von jener trennt.

Leben bedeutet auch Arbeit auf der äußeren Ebene. Gerade erinnere ich (Roshan) mich daran, wie Munir einmal zu mir sagte „Du weißt jedenfalls, dass das Leben Arbeit ist“. Wie vielerorts laufen wir auch auf Cala Jami keine Gefahr, das je zu vergessen…  Die Natur wächst und sprießt und will immer wieder gebändigt werden. Wie viel es hier zu tun gibt…

Die Lehren, das Licht, die Führung von besonderen Menschen wie dir, Munir, haben mir geholfen und helfen mir weiterhin, das Leben mutig und zuversichtlich anzugehen. Und nun die ewige Wiederkehr des Lichts feiern zu können, den Frühling, der sich pünktlich zur Osterzeit strahlend und lachend auf der Insel erhebt, in seiner ganzen jugendlichen Kraft. Der Duft der Macchia, gelb leuchtender Ginster, hohe, verträumte Affodill-Blüten, wilde Orchideen… In all dem vergessen wir dich nicht, Munir. Gott segne dich!