Der Weg des Herzens
Für den Sufi ist das eigene Herz der höchste Himmel, und was gewöhnlich Liebe genannt wird, ist für den Sufi Gott.
Es gibt viele Vorstellungen von Gott, als Schöpfer, Richter, König, das höchste Selbst……
Der Sufi nennt Gott seinen Geliebten, und sein ganzes Streben ist es ,
ständig in der Gegenwart des Geliebten zu sein und somit in allem, was ist, Gottes Gegenwart zu erkennen.
Der Sufi ist überzeugt, dass niemand Gott wirklich lieben kann, solange er seine Mitmenschen nicht liebt. Er glaubt an die Worte Christi, dass man seinen Nachbarn lieben sollte und sogar seinen Feind, denn mit allen fühlt er sich in Gott verbunden.
Inayatiyya, ein Sufi-Weg spiritueller Freiheit
Der Verein Sufi Earth Spirit fühlt sich der Inayatiyya verbunden, einem überkonfessionellen Sufi-Weg spiritueller Freiheit. Der indische Musiker und Sufi-Mystiker Hazrat Inayat Khan (1882 – 1927) brachte den Sufismus von Indien in den Westen und verbreitete die Botschaft von Liebe, Harmonie und Schönheit in verschiedenen westlichen Ländern. Auch sein Sohn Pir Vilayat (1916 -2004) lehrte Sufi-Meditation, er integrierte Spiritualität, Psychologie und neuere Erkennntisse der Physik. Pir Vilayats Sohn, Zia Inayat Khan, führt die Tradition seines Vaters und seines Großvaters weiter: heute hat er die Leitung der Inayatiyya International inne.
Die Inayatiyya trägt den Namenszusatz ‘ein Sufi-Weg spiritueller Freiheit’ zu Recht, ist er doch gänzlich frei von Dogmen. Mitglieder dieser internationalen Bewegung unterhalten Sufi-Zentren in den USA, in Frankreich, Deutschland, England, Holland, Australien, in der Türkei und in vielen anderen Ländern weltweit.
Es ist uns eine Freude, interessierten Menschen auch auf Sardinien einen Zugang zur Schönheit und Weisheit dieses Wegs zu eröffnen, seien es Menschen aus der Umgebung oder Sucher, die aus aller Welt zu uns finden.
Die englische Inayatiyya-Website ist nicht nur ein Info-Portal für Mitglieder und Interessenten, die in den Vereingten Staaten leben, sondern auch zentrale internationale Anlaufstelle. Du findest dort unter anderem Links zu den verschiedenen Zentren des Ordens auf der ganzen Welt.
In diesem auf englisch geführten Interview erzählt Roshan auf lebendige Weise vom Weg der Sufis und davon, wie sie selbst zu diesem Weg fand. Sie schildert, inwiefern Sufi-Meditation und Retreats sowie der direkte Kontakt zur Natur uns in unserem Leben helfen können und was Erwachen aus der Sicht eines Sufis bedeutet und bewirkt.
La illaha illa Llah HU
Nichts existiert außer Gott
Gott ist HIER
Oft wird der Weg der Sufis als “Mystischer Zweig des Islam” bezeichnet. Diese Definition enthält etwas Wahres, denn die meisten der Mystiker, die als Sufis oder Derwische („Arme“) bezeichnet werden, lebten im Orient und waren in der islamischen Kultur zu Hause.
Hinzu kommt, dass die sogenannten “99 schönen Namen Gottes” – ein Schatz, aus dem die Sufis viele ihrer spirituelle Praktiken schöpfen, z.B. „ya Rahman“, „Oh Du Allbarmherziger“ – arabische Namen sind, die auch im Koran als Namen für Gott verwendet werden.
Außerdem enthält die Praxis des Zhikr („Erinnerung“, mantrisches Körpergebet der Sufis) meist den Satz „La Illaha illa Llah“ („Nicht ist da Gott außer Gott“), zentrales Gebet und Teil des Glaubensbekenntnisses der Muslime.
Die Sufis jedoch interpretieren dieses Gebet und die Vorstellung von Gott auf ihre eigene Weise. Das Gebet “La Illaha illa Llah”, das der Sufi im Zustand der Versenkung zahllose Male wiederholt, bedeutet für ihn so viel wie “Nichts existiert außer Gott”, und er fügt ein mantrisches “Hu” hinzu, was so viel bedeutet wie “Gott ist hier”. Der Sufi sieht Gott nicht als weit entferntes Wesen, das von uns getrennt existiert, uns Gesetze auferlegt und uns mit der Hölle droht, falls wir sie nicht befolgen, und das Paradies im Jenseits verspricht, für den Fall, dass wir sie befolgen. Für den Sufi ist Gott vielmehr eine allumfassende und allgegenwärtige Präsenz, und diese Präsenz zu spüren ist das Paradies auf Erden. Der Sufi möchte das Paradies also bereits in diesem Leben erfahren, nicht als Ort, sondern als Bewusstseinszustand: das Paradies ist die Ekstase des Herzens – das Ergebnis der mystischen Vereinigung der Seele mit Gott.
Der Sufi empfindet Gott nicht als anderes Wesen, vielmehr als lebendige Essenz von allem und allen, also auch als Essenz des eigenen Wesens. Durch geduldiges und hingebungsvolles Praktizieren – auch als Polieren des Spiegels der Seele bezeichnet – wird das eigene Wesen gereinigt und vorbereitet, so dass die göttliche Gegenwart mehr und mehr spürbar, ja greifbar werden kann. Ein Spruch der Sufis lautet: „Gott ist dir näher als deine Halsschlagader“ und eine Sure im Koran besagt: „Wohin auch immer du dich wendest, dort ist Gottes Angesicht.“
Rose und Spiegel und Sonne und Mond – wo sind sie?
Wohin wir auch schauen, fand sich Dein Antlitz nur.
Mir
Im Namen dessen, der keinen Namen hat,
der sich dir zeigt, mit welchem Namen du Ihn auch anrufst.
Dara Shikoh
Herz der Religionen
“Allah“ bedeuet Gott, auch die Christen in den arabischen Ländern verwenden das Wort “Allah”. Es ist einer der vielen Namen, die wir Menschen dem Göttlichen Wesen verleihen, welches in Wahrheit ohne Namen ist. Der Klang des Wortes „Allah“ ist schön, das „A“ ist der Vokal des Herzens, das „ll“ öffnet das Herz, und das „h“ am Ende ist der Atem und erinnert uns daran, dass die Göttliche Gegenwart auch im Atem ist.
Der Sufi-Weg beschränkt sich nicht auf eine einzige Religion, er geht darüber hinaus, sind doch bereits seine Wurzeln älter als der Islam.
Manchmal wird der Sufi-Weg als Vereinigung des Ur-Christentums mit dem Neuplatonismus bezeichnet, woraus eine neue Form der inneren Suche entstand.
Auch finden sich bei den Sufis Elemente und Vorstellungen, die von der Weisheit des alten Persiens sowie der vedischen Philosophie geprägt wurden.
Es heißt nicht ohne Grund, der Sufismus sei „das Herz einer jeden Religion“.
Ich war ein verborgener Schatz, und Ich sehnte mich danach, erkannt zu werden; also schuf Ich die Welt.
Der erste Schritt besteht darin, dich nicht mehr von Gott abzusondern.
Die Augen, die Gott betrachten, sind auch die Augen, durch die Er die Welt betrachtet.
Werde still und geh den Weg des Schweigens
Hin zum Nichtsein.
Und wenn Du nicht mehr bist, so wirst Du ganz
Zu Lob und Preis.